Loslassen
Mentale Gesundheit

Loslassen oder lieber festhalten?

In diesem Beitrag geht es um das Fundament der Selbstliebe und dem Gefühl der Freiheit durch unser Loslassen. Denn viel zu oft verfehlen wir durch krampfhaftes Festhalten den Absprung zum loslassen.

Loslassen…nun lass doch endlich los!

Häufig haben wir diese Aufforderung zum Loslassen schon von der Familie oder von Freunden gehört. Besonders, wenn wir uns wie ein Häufchen Elend fühlen, weil uns unsere Partner verlassen haben. Oder berufliche Ziele noch weit in der Ferne liegen. Vielleicht hängen wir aber auch noch alten Verletzungen durch engste Vertraute nach. Und wie oft wir es auch versuchen. Loslassen fällt uns in diesem Moment einfach unglaublich schwer.

Alles erscheint uns dann schwer und übermächtig. Manchmal verfallen wir sogar in eine geistige Starre. Wir nehmen keine Inhalte mehr aus unserer Umgebung wahr und bauen uns eine eigene kleine Gefängniszelle in unserem sonst so klugen Kopf.

Beengt und klein fühlt sich unser Leben an, wenn wir nicht loslassen

Spätestens wenn wir uns so fühlen, dann ist es höchste Zeit um vergangene und quälende Gedanken loszulassen. Und somit haben unsere Liebsten, die sich um uns sorgen, in jedem Fall Recht mit ihren Aufforderungen.

Aber warum ist loslassen so verdammt schwer?

Um den Prozess des Loslassen  vollends zu begreifen, reisen wir dazu gedanklich in ein Waldgebiet, um Affen zu beobachten. Hier machen sich die Affenfänger einen Trick zunutze. Affen sind von Natur aus sehr neugierige und verspielte Wesen. Um die Affen zu fangen, verwenden sie ein Gefäß mit einem schmalen Hals. In dem stecken sie eine Nuss oder eine andere Leckerei.

Loslassen

Daraufhin bemerkt der Affe, dass sich etwas Schmackhaftes darin befindet und steckt seine Hand hinein. Er möchte an die Leckerei gelangen. Allerdings gelingt es ihm nun nicht mehr seine Hand wieder aus dem Gefäß zu ziehen, da die Faust nicht durch die Öffnung passt. Weil er die leckere Nahrung nicht verlieren möchte, steckt er somit fest. Dabei wäre es so leicht sich wieder zu befreien. Er bräuchte lediglich die Hand zu öffnen und den Inhalt loszulassen. Wahrscheinlich wird er das auch einige Male versuchen, doch fühlt er sich immer wieder von dem Inhalt angezogen.

An diesem Beispiel können wir erkennen, dass wir in manchen Situationen wohl doch noch nicht so weit in der Evolution fortgeschritten sind, wie wir gerne mal vermuten. Doch indem wir lernen uns selbst zu reflektieren, ist es möglich krampfhafte und verbitterte Situationen loszulassen.

Durch unseren Glauben können wir nur so schwer loslassen

Wir können durch das bewusste Reflektieren üben, unsere inneren Überzeugungen anzusehen. Diese Überzeugungen sind die Meinungen von unseren Eltern, unseren Familienangehörigen und von Lehrern, sowie jede vertraute Bezugsperson aus unserer Kindheit. Jeder Mensch, der unser Leben eine längere oder eine kürzere Zeit begleitete, hat uns Werte und Botschaften vermittelt, die wir geglaubt und übernommen haben.

entlassenDiese Botschaften sind in uns gewachsen. Ihre Wurzeln gruben sich ihren Weg durch unser Wissen.

Tief.

Bis zur dunkelsten Stelle in uns.

Dorthin wo wir normalerweise nie hinblicken.

Sie haben sich im Laufe der Jahre fest verankert und verwandelten sich in starke Überzeugungen, die wir inzwischen gar nicht mehr bemerken und hinterfragen. Einfach weil sie uns durch ihre kräftigen Wurzeln eine Form geben.

Durch sie wissen wir, wer wir sind. Wir haben Werte und Überzeugungen, doch sind es letztendlich nicht unsere eigenen, sondern lediglich vererbte, die uns häufig unfrei werden lassen.

Wir sind keine Opfer schädigender Situationen, sondern nur die unserer Gedanken

Da wir nun wissen, dass wir lediglich die Leidtragenden unserer eigenen Gedanken sind, können wir das was uns schadet leichter verabschieden. Schauen wir uns dazu zwei gängige Überzeugungen an, die uns auf Dauer schaden können und unsere Freiheit verhindern.

loslassen

Angenommen wir leben in einer schwierigen Beziehung, in der wir uns überhaupt nicht wohlfühlen. Wir haben bereits viel versucht um diese Beziehung zu einem besseren Ergebnis zu wenden, jedoch rutschen wir immer weiter in einem negativen Gefühlszustand. Statt loszulassen, verzetteln wir uns immer weiter. Solange bis wir durch den ganzen Stress bereits Symptome im Herzrhythmus, im Schlaf oder in der seelischen Befindlichkeit spüren. Trotz dieser Symptome und der leisen Stimme in uns, die uns zum Loslassen auffordert, sehen wir es als Pflicht an diese Beziehung weiterhin zu tragen. Warum tun wir das?

„Nicht loslassen! Trage den anderen!“

Weil wir vor einer langen Zeit die Botschaft erhalten haben, dass wir stark sein müssen.

Dass wir die Hilflosigkeit und die Sorgen des anderen tragen müssen.

Wir dem anderen helfen müssen.

Oder der andere ohne uns nicht existieren kann.

Dass wir ohne Beziehung keinen Wert haben.

Vielleicht auch, dass wir ohne den anderen, oder der andere ohne uns, hilflos und einsam werden könnten.

Und ohne Rücksicht auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit, sind wir häufig auch bereit diese Pflicht auf uns zu nehmen.

Womöglich gehören wir aber auch zu den Menschen, die niemals zufrieden sind mit den Dingen, die wir kreieren. Wir haben ständig das Gefühl in einer bestimmten Sache perfekt sein zu müssen. Wie können wir dieses stark einnehmende Gefühl des Perfektionismus abstellen, was in uns Unruhe und Nervosität erzeugt? Welches unseren Selbstwert auf ein Minimum rutschen und uns immer wieder abbrechen lässt, bevor unsere Kreation erstrahlen kann?

freilassenDurch die Angst vor dem Versagen wagen wir uns häufig noch nicht einmal mehr an eine neue Schaffung. Wir verkaufen unsere Gitarre, stellen das angefangen gemalte Bild in den Keller oder legen die hochwertige Yogamatte in die verstaubte Ecke, nur um uns wieder etwas Neuem zu widmen, was wir dann wieder abbrechen. Und so entsteht ein ewiger Kreislauf, welches auf unserem geringen Selbstwert beruht.

Auch hier haben wir unsere inneren Überzeugungen von unseren Eltern und Lehrern, vielleicht auch von Freunden erhalten und wachsen und gedeihen lassen.

„Das musst du perfekt machen! Wie du es machst, ist nicht genug!“

Vielleicht vermittelten sie uns die Botschaft, dass wir niemals so gut wie Jimi Hendrix sein könnten.

Oder niemals so gute Schulnoten erhalten würden wie der Banknachbar neben uns.

Dass unser Bild aussähe wie das eines Kleinkindes.

Oder wir die unsportlichsten Menschen wären, die auf diesem Planeten existieren.

Dass wir das alles einfach nicht können!

Worte können eine mächtige Waffe sein

Die Liste an Botschaften ist endlos lang. Je nachdem, welche Werte unsere Bezugspersonen uns vermittelt haben. Höchstwahrscheinlich haben wir auch gesehen, wie unsere Eltern oder Großeltern diese Werte selbst gelebt haben. Selbst an Beziehungen geklebt haben und selbst nicht mutig genug sein konnten, um ihre großartigen Ideen zu verwirklichen. Wie sie daran gelitten haben, ohne selbst loslassen zu können.

Negative Überzeugungen können einflussreich und gewaltig sein. Nicht umsonst werden Worte als die mächtigste Waffe der Welt bezeichnet.

Und letztendlich wuchsen diese Botschaften zu unseren Überzeugungen und formten unser Ich.

Das Ich, was nicht loslassen kann.

Das Ich, was nicht frei sein kann.

Fühle dich geherzt ❤️

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Fotoquellen: Unsplash/Chaney Zimmerman/EirikSkarstein/Antonie Alcàntara/Kelly Sikkema/the blowup

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