
Achtsamkeit bringt uns zurück ins Leben
Dieser Beitrag beschreibt das wohl wertvollste Empfinden in uns. Die Achtsamkeit. Denn bewusst erlebt, lässt sie uns an einem Leben teilhaben, welches nur jenseits vom Alltag zu finden ist.
Die Entwicklung der Menschheit begann vor 6 Millionen Jahren. Und seit etwa 300.000 Jahren ist unsere Gattung wissenschaftlich durch fossile Funde belegt. Ein weiblicher Mensch erreicht dabei heutzutage ein Durchschnittsalter von 83,4 Jahren und ein Männlicher erreicht etwa 78,6 Jahre.
Wenn wir diese Zahlen lesen, wird uns bewusst, wie kurz und schwindend gering ein einziges Menschenleben ist. Und doch hasten wir zwischen beruflichen Verpflichtungen und zwanghaftem Konsum hin und her. Und wir vergessen dabei durchzuatmen. Wir vergessen dabei uns selbst und wir vergessen unsere Achtsamkeit.
Beginnen wir einfach mal unser Dasein zu schätzen
Häufig werden wir erst unserer Selbst wieder mehr bewusst, wenn wir an eine schlimme Erkrankung leiden oder beinahe einen wichtigen Menschen verloren hätten. Oder nur knapp einem lebensbedrohlichen Unfall entkommen sind.
Wir fühlen eine Art Erwachen und genießen einzig und allein die Tatsache, dass wir leben dürfen. Dass wir atmen dürfen und wir noch etwas Zeit mit unseren Lieben verbringen können, bevor wir diese Welt verlassen. Und umso näher diese Zeit rückt, desto mehr schätzen wir unser Dasein.
Ein erkrankter Mensch, der lediglich noch eine Zeit von einem Jahr zu leben hat, nimmt sein Dasein wohl auf eine andere Weise wahr als jemand, der in der Blüte seines Lebens steht. Obwohl selbst ein vollkommen gesunder Mensch, sogar noch eher als in einem Jahr diese Welt verlassen kann.
Und an dieser Stelle horchen wir in uns hinein und fragen uns:
Wer von beiden genießt sein Leben wahrhaftig?
Wer von beiden schätzt es jeden Tag?
In jedem Tag. In jeder Stunde und in jeder Minute ist Achtsamkeit möglich.
Es ist derjenige, dem das Bewusstsein über die Vergänglichkeit des menschlichen Dasein präsent ist. Er spürt, wie der Atem seine Lungen füllen. Und nimmt das Lachen seiner Lieben und die winzigen Fältchen bis ins kleinste Detail wahr, die sich dabei um die Mundwinkel bilden. Das Funkeln in den Augen, dass die Freude widerspiegelt.
Er erkennt die Schönheit einer Blume und ihre intensiven Farben. Jede einzelne Polle in ihrer Blüte und er schließt die Augen und genießt minutenlang ihren Geruch.
Und selbst den Regen feiert er. Während andere Menschen ihre Schultern hochziehen, ihren Kopf nach unten strecken und sich hastig einen Unterschlupf suchen, steht dieser Mensch im Regen. Einfach so. Und spürt, wie die Regentropfen sein Gesicht bedecken und den Blick verschwimmen lassen.
All das, weil jeder seiner Atemzüge sein letzter sein könnte.
Das letzte Lachen.
Das letzte Zusammensein mit diesem einen Menschen.
Und das letzte Lächeln.
Die letzte Blume.
Der letzte Regen.
Wie wäre es, wenn wir schon eher zu leben beginnen würden?
Bis zu dem Zeitpunkt, an dem uns die Vergänglichkeit wirklich bewusst wird, leben wir wie in Trance. In uns hat sich ein bequemer Automatismus breitgemacht. Natürlich sagen wir hin und wieder, dass wir nicht ewig hier sein werden. Und natürlich fordern wir uns selbst gelegentlich auf, achtsamer durchs Leben zu gehen. Doch sind wir häufig nicht bereit der Zeit unsere Achtsamkeit zu schenken.
Wir sind bereit Zeit in Beziehungsprobleme zu stecken und Zeit ins Geld verdienen zu investieren. Wir stecken Unmengen Zeit ins Anhäufen von Gütern und Habseligkeiten, um unsere körperliche und materielle Schönheit zu erhalten. Und wir investieren sogar massig Zeit, um uns gegenseitig zu schädigen und unsere Rechte kämpferisch durchzusetzen. Für all das nehmen wir uns Zeit.
Doch für die bewusste Achtsamkeit, die Wertschätzung und die Liebe zum Leben haben wir leider oft keine Zeit mehr auf unserem Alltagskonto.
Damit Achtsamkeit in unser Leben Einzug halten kann, ist es wichtig erstmal zu verstehen, was Achtsamkeit überhaupt ist.
Achtsamkeit ist die Bewusstheit aller Dinge
Achtsamkeit ist ein bestimmter Bewusstseinszustand, der auf das eigene Innenleben, aber auch auf die äußere Welt gerichtet ist. Es ist eine Art des Aufmerksamseins. Damit ist nicht das Aufmerksamsein gemeint, dass in der Schule oder im Beruf abverlangt wird. Die Achtsamkeit ist in keiner Weise zielgerichtet. Sie ist einfach im gegenwärtigen Moment vorhanden. Viele benennen es auch als das Leben im hier und jetzt.
Wir beachten und intensivieren das gegenwärtige Geschehen. Sei es ein inneres Gefühl, dass wir erleben. Ein Gespräch mit einer anderen Person oder das Wahrnehmen unseres Körpers. Das bewusste Erleben einer bestimmten Situation.
Je nachdem wo wir den Fokus drauf setzen, nehmen wir die jeweiligen Facetten intensiv wahr.
Wir können Achtsamkeit teilen und auch allein erleben.
Achtsamkeit hat die Magie uns zu Sehenden werden zu lassen.
Zu Hörenden.
Zu Schmeckenden.
Und zu Fühlenden.
Durch Hingabe finden wir zur Achtsamkeit
Häufig werden wir in neuen Situationen und durch neue Mitmenschen achtsam in unserem Leben. Wenn wir frisch verliebt sind, schenken wir unserem Gegenüber jede Form der Achtsamkeit. Wir sehen alles an demjenigen. Jedes kleinste Grübchen und jede Haarsträhne in seinem Gesicht. Die Anmut seiner oder ihrer Bewegungen und den Worten seiner oder ihrer Gedanken. Wir schenken uns selbst Achtsamkeit, indem wir die Schmetterlinge in unserem Bauch fühlen. Die Nervosität in unserem Herzen spüren.
Wir konzentrieren uns auf die Achtsamkeit, wenn wir eine neue Aufgabe haben, wie einen neuen Job oder ein neues Projekt. Wir nehmen unsere Kollegen war. Mustern sie und genießen die ersten gemeinsamen Pausen.
Die Achtsamkeit steckt in allen Momenten, die uns lebendig fühlen lassen und unsere Lebenszeit in bunten Farben taucht.
Jedoch lässt die Achtsamkeit oft im Laufe der Zeit nach. Die neuen Situationen und Beziehungen werden Alltag und wir gewöhnen uns schnell daran. Es wird ruhiger. Es tritt eine Gewöhnung ein, die uns wieder Struktur und festen Halt gibt. Sie schenkt uns eine Form der Sicherheit, damit weitere neue Dinge in unserem Leben einziehen können. Doch durch diese Gewöhnung schleicht sich ebenso ein Verlust ein.
Meist langsam, aber kontinuierlich. Es ist der Verlust der Achtsamkeit.
Und weil wir sie verlieren und uns dieser Umstand nicht bewusst ist, begeben wir uns wieder auf neue Suche.
Auf die Suche nach unserer Achtsamkeit.
Der Wunsch nach dem Gefühl lebendig zu sein, verwandelt uns in Suchende.
Eine Reise, ein neuer Partner, ein neuer Job, eine neue Wohnung, ein neues Auto oder einen neuen Adrenalinschub, damit wir uns wieder lebendig fühlen. Unser Leben erneut in bunten Farben begegnen. Unsere Achtsamkeit wiederfinden.
All jene Dinge benötigt ein Mensch nicht, der lediglich noch ein Jahr zu leben hat. Nicht weil er glaubt, dass er diese Dinge eh nicht mehr lange genug benutzen kann. Sondern weil er erkennt, dass die Schönheiten seines Lebens in der Achtsamkeit versteckt liegen.
Im hier und jetzt.
Genau an diesem Tag. Zu dieser Stunde, sowie in dieser Minute.
Fühle dich geherzt ❤️
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Bildquellen: Pixabay/Shollnau/ Unsplash/ Pexels/ Shantanu Kulkarni/ Daiga Ellaby


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